Álvaro Palacios für Einsteiger!
2009 Descendientes de J. Palacios „Pétalos“ (Rotwein, Spanien)
Es ist bereits der vierte Wein aus der spanischen Rebsorte Mencía, den ich meinen Lesern seit dem Weinlakai Start im Januar 2008 empfehle. Hierbei deckten die Weine fast das gesamte Preisspektrum ab: von 9,95 EUR bis hin zu 69,95 EUR pro Flasche. Überraschenderweise stellten die Weine für ihren Preis immer einen exzellenten Gegenwert dar. Heutiger Wein von Kult-Winzer Palacios stellt keine Ausnahme dar. Aus meiner Sicht überflügelt der 2009er „Pétalos“ sogar den in Vergangenheit empfohlenen „Vico„, der preislich deutlich über dem heutigen Wein lag und ebenfalls 93 Punkte erhielt.
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Álvaro Palacios stammt ursprünglich aus einer renommierten Winzerfamilie im Rioja. Hier hätte er sich ins gemachte Nest setzen können, doch stattdessen ging er seinen eigenen Weg. Er studierte Önologie in Bordeaux und lernte anschließend sein Handwerkszeug bei keinem geringeren als Pierre Moueix, dem Winemaker des wohl legendärsten Bordeaux-Weingutes, Château Petrus. 1989 kehrte er nach Spanien zurück und gründete sein eigenes Weingut im Priorat. Damals hatte die Gegend südlich von Barcelona noch keinerlei Renommee. Seit der fast vollständigen Vernichtung der Rebflächen durch die Reblaus Ende des 19. Jahrhunderts, wurden im Priorat nur wenige, sehr einfache Weine produziert. Álvaros Palacios sorgte gemeinsam mit anderen, heute ebenfalls wohl bekannten Winzern (z.B. Rene Barbier), für den großen Umschwung.
Àlvaro Palacios’ Ziel als Winzer war es von Anfang an Weine zu produzieren, die eine Kombination eines unendlich eleganten Château Petrus und eines sonnenverwöhnten Grange des australischen Weinguts Penfolds sind. Die Stilistik seiner Weine beweisen, dass er diesem Anspruch treu geblieben ist. Er produziert Weine, die harmonisch und leichtfüßig daherkommen, aber auch fruchtbetonte Konzentration und Vollmundigkeit besitzen. Diese Kombination spricht fast jeden Typus von Weintrinker an, denn bei solchen Weinen spielt der Spaßfaktor eine zentrale Rolle.
Heute gehört Àlvaro Palacios zu der „neuen Generation“ von spanischen Winzern. Mit Kollegen wie Peter Sisseck von Pingus im Ribera del Duero setzen seine Weine Qualitätsstandards und ernten weltweit höchste Bewertungen. Allerdings strapazieren diese Weine auch den Geldbeutel: So kostet z.B. der ultrarare Priorat-Kultwein „L’Ermita“ in manchen Jahren um die 1.000 EUR pro Flasche.
Mittlerweile ist Palacios auch in dem nordwestspanischen DO-Bereich Bierzo aktiv und produziert hier aus der seltenen Rebsorte Mencía u.a. die heutige Empfehlung Pétalos. Die 60-100 Jahre alten Reben liefern nur noch geringe Erträge, doch sind diese von besonderer Qualität. Neben modernen Vinifizierungsmethoden ist es fast selbstverständlich, dass auch der heute empfohlene Wein nach biodynamischen Grundsätzen angebaut wurde, eine strenge Selektion erfolgte und die Arbeit im Weinberg ausschließlich per Hand erfolgt.
Der Wein zeigt eine tolle, florale und rotbeerige Frucht, die durch ihre mineralische Frische überzeugt. Sie setzt einen wichtigen Konter zu dem üppigen Körper und der komplexen Konzentration des Weines. Auch Holz kommt nur feinfühlig zum Einsatz und so verbrachte der Pétalos lediglich vier Monate in französischer Eiche.
Der Pétalos ist zwar der „Einstiegswein“ von Palacios, doch sprechen u.a. die erst diesen Monat verliehenen 93 Punkte vom Wine Spectator eine andere Sprache. Obwohl der Wein nur knapp 14,- EUR kostet (im 5+1-Paket sogar weniger als 12,-), führt er eindrucksvoll vor, was passiert, wenn die Fähigkeiten von Àlvaro Palacios auf die Rebsorte Mencía trifft. Man kann von Glück sagen, dass weder diese Rebsorte noch das Anbaugebiet Bierzo bereits sonderlich bekannt sind, anderenfalls wäre ein solcher Wein nicht unter 30,- EUR zu haben. Und selbst dann würde ich persönlich den Kauf in Erwägung ziehen. Nicht nur weil er schon jetzt, Verzeihung, schweinelecker ist, sondern auch weil ich überzeugt davon bin, dass der Wein in 2-3 Jahren noch besser sein wird.
Es ist einmal mehr ein Wein, der vielen Gaumen eine neue Erfahrung bringen dürfte. Eine ganz besonders positive noch dazu. Für alle Leser, die bereits einen Mencía in Vergangenheit gekauft haben, gibt die heutige Empfehlung eine hervorragende Möglichkeit eines Vergleichs. Natürlich lautet hierbei mein Rat, eine solche Verkostung unbedingt blind durchzuführen.
Eines möchte ich noch hinzufügen, auch wenn es mit der Weinqualität nichts zu tun hat: Normalerweise macht mich eine schöne Flasche eher skeptisch, da ich schon häufig erfahren musste, dass eine aufwendig gestaltete Hülle über Defizite des Inhalts hinwegtrösten sollen. Nicht so beim Pétalos. Er kommt in einer wunderschönen Flasche daher, das Etikett ist edel gestaltet, und selbst die Kapsel zeugt von besonderem Design (Ein Klick auf das Foto der Flasche zeigt eine größere Abbildung). Ja, so macht der Wein sogar noch mehr Spaß!
2009 Descendientes de J. Palacios „Pétalos“ (Rotwein, Spanien)
Auge: Dunkles Lila.
Nase: Komplexe Aromen von wilden Beeren, frischen Kräutern und Rauch mit schöner Mineralität.
Gaumen: Dicht und harmonisch mit gut integrierter Frucht. Frischer Blumenduft und viele Beeren im lang anhaltenden, durch etwas bittere Tannine geprägten Abgang.
Sonstiges: Besteht aus 100% Mencía. Bis 2018 zu trinken.
93 Punkte
(Quelle: Wine Spectator „Advance“, Thomas Matthews, Oktober 2011)
Meine Einkaufsempfehlung:
Cielo del Vino
13,90 EUR/Fl.
Achtung, der aktuelle Jahrgang ist 2013 (91 Punkte Wine Spectator)
Stand: 09.10.2015
Der Petalos ist tatsächlich toll, geradezu einzigartig. Es gibt ihn auch unter http://www.die-weinrebe.de, geringfügig teurer, aber ständiger Nachschub ist gesichert. Von Palacios kommen auch herausragende Weine aus dem Rioja, modern gemachte, gradlinige Weine, die nichts mit den breiten, langweiligen Vertretern von dort zu tun haben. Sein Top-Rioja (Propriedad) kann es mit einem top-Gigondas aufnehmen! Der Montesa ist rotbeerig, hat Frische, der Vendimia als Basis-Rioja eine Wahl für alle Gelegenheiten. Der Gesamtauftritt überzeugt auch Nicht-Spanientrinker (wie mich)!
Der 2004er Petalos hat von Herrn Parker sogar 93 Punkte erhalten und ist richtig lecker. Ist der 2009er trotz schwächerer Bewertung besser, dass er diese Empfehlung verdient?
@ Campagnolo
Zwei Euro pro Flasche sind für mich nicht „geringfügig teurer“, ich glaube da warten meine Leser lieber ein bisschen auf die Nachlieferung des von mir empfohlenen Händlers.
@HenryWilt
Zunächste einmal: Der 2004er hat von Parker 90-93 Punkte erhalten. Diese Spanne beschreibt das Potenzial des Weines und stellt keine endgültige Bewertung dar.
Ich konnte den 2004er nicht mit dem 2009er vergleichen und dies wäre zum jetzigen Zeitpunkt auch kein fairer Vergleich, da sich die Weine in völlig unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden.
Fakt ist, dass der 2004er noch von Parker persönlich bewertet wurde und der 2009er von Jay Miller 91 Punkte erhielt. Wie schon häufig geschrieben, bin ich bei Bewertungen von Mr. Miller immer etwas vorsichtig. Meist schießt er über das Ziel hinaus und in diesem Fall hat er den Wein aus meiner Sicht unterbewertet. Die ganz aktuellen 93 Punkte vom Wine Spectator sind für mich 100% passend und decken sich auch mit einer Bewertung des Guia Penin.