Ein Cabernet Sauvignon in Reinkultur!

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2008 Finca Sophenia Altosur Cabernet Sauvignon (Rotwein, Argentinien)

Jancis Robinson ist eine britische Weinjournalistin, die sich an dem 20-Punkte-System orientiert und mit diesem vergleichsweise zurückhaltend umgeht. So hat mich letzten Monat ein Verkostungsbericht über argentinische Weine neugierig gemacht, da hier ein Cabernet Sauvignon 16,5 Punkte erhielt und mit Jancis‘ Höchstprädikat „very good value“ ausgezeichnet wurde. Die Punktzahl entspricht ungefähr 90 Punkten auf der 100er-Skala und da Mrs. Robinson – wie schon erwähnt – eher konservativ Punkte vergibt, musste ich den Wein bei einem Preis von nur 6,99 EUR unbedingt probieren. Das Ergebnis war sofort eindeutig: Der Wein ist ein wunderbarer und sehr typischer Vertreter seiner Rebsorte für überraschend wenig Geld. Zudem trifft auf ihn besonders ein Begriff  zu: LECKER!

Cabernet Sauvignon ist die bekannteste und auch meist angebaute rote Rebsorte der Welt. Lediglich Merlot kann in Sachen Superlative noch einigermaßen mithalten. Cabernet Sauvignon wird vermutlich erst seit Ende des 17. Jahrhunderts angebaut und ist somit eine vergleichsweise junge Rebsorte. Genetisch gesehen handelt es sich um eine Kreuzung aus Cabernet-Franc und Sauvignon Blanc – 1997 wurde dies auch mit Hilfe einer DNA-Analyse endgültig belegt.

Die Rebsorte wird mittlerweile auf der ganzen Welt angebaut, und es gibt wohl drei zentrale Gründe für den großen Erfolg der Rebsorte. Erstens sind die Trauben sehr robust. Sie vertragen vergleichsweise gut Frost und sind sehr fäuleresistent. Zweitens hat Cabernet Sauvignon ein sehr attraktives Aromaprofil mit extrem hohem Wiedererkennungswert. Und drittens gehören viele Weine dieser Rebsorte zu den besten der Welt, nicht zuletzt da Cabernet Sauvignon seit Ende des 18. Jahrhunderts in vielen prestigeträchtigen Bordeaux-Weinen zum Einsatz kommt; am linken Bordeaux-Ufer als Rebsorte mit größtem Anteil des Cuvées.

Der „Altosur“ der Finca Sophenia stammt aus dem argentinischen Weinbaugebiet Mendoza und reift auf 1.200 Meter Höhe in Hanglagen der Anden. Seit 1997 wird hier Cabernet Sauvignon für den „Altosur“ angebaut, und mittlerweile kümmert sich der renommierte Weinberater Michel Rolland um die Optimierung der erzielten Ergebnisse.

Mit großem Erfolg. Auch wenn der „Altosur“ in durchaus großen Stückzahlen produziert wird, erfolgt die Lese der Trauben selektiv und strikt per Hand. Sie werden hierbei in Behältern gesammelt, die nicht mehr als 15 kg fassen, um ein Zerquetschen der Beeren zu vermeiden. Auch bei der Vinifizierung werden die höchsten Standards angelegt.

Die Höhenlagen in den Anden sorgen nicht nur für ein vergleichsweise kühles Klima und reichlich Sonnenschein, sondern auch für einen deutlichen Unterschied zwischen Tages- und Nachttemperatur. Von diesem Umstand profitiert die Qualität der Trauben ungemein. Zum einen bleibt so eine schöne Säurestruktur erhalten, die Weine wirken nicht marmeladig, zum anderen reifen die Beeren langsamer und haben auf diese Weise mehr Zeit für die Bildung von Aromakomplexität.

Das Klima ist dem im Bordeaux also nicht gänzlich unähnlich, jedoch wünschte man sich im Bordeaux ähnlich verlässlichen Sonnenschein. Allerdings hat der Weinanbau in Argentinien auch eine Kehrseite: Aufgrund des geringen Niederschlags müssen sämtliche Rebflächen künstlich bewässert werden. Das Schmelzwasser der Anden bildet hierfür die Grundlage.

Das Thema Bewässerung bietet dem Winzer aber auch eine Stellschraube in Bezug auf die Weinqualität: Die Finca Sophenia bewässert seine Rebflächen absichtlich sehr sparsam. So entstehen eher kleine, wenig ertragreiche Trauben, die aber von besonders hoher Konzentration sind. So wundert es nicht, dass Jancis Robinson kommentiert „it doesn’t seem industrial“.

Das Weingut, gelegen in herrlicher Landschaft.

Besonders gut gefällt mir der „Altosur“, da er kein „Holzmonster“ ist. Viele Weingüter, insbesondere in der neuen Welt, gehen etwas zu großzügig mit neuen Eichenfässern um. Der „Altosur“ kommt nur 3-4 Monate ins Fass, wird dadurch runder und gefälliger, behält aber seine wundervolle Cabernet-Sauvignon-Stilisitik. Aromatisch sind hier schwarze Johannisbeeren bzw. Cassis Dreh – und Angelpunkt und es gibt keine störenden Tannine oder einen zu strengen Alkoholeindruck. Absolut „easy drinking“ ohne dabei nur ansatzweise langweilig zu sein.

Es ist ein Wein, dessen Fruchtprofil großen Spaß macht und jedem Weintrinker aufzeigt, ob ihm diese Rebsorte gefällt – obwohl es kaum einen Rotweintrinker geben dürfte, der Cabernet Sauvignon schlichtweg „nicht mag“.

Auch heute kann ich meinen Lesern nur raten, meiner Empfehlung zu folgen. Ein kleines Experiment empfehle ich zudem: Gehen Sie in einen Supermarkt ihres Vertrauens, und kaufen Sie einen Cabernet Sauvignon in ähnlicher Preislage zum direkten Vergleich. Wahrscheinlich werden Sie mit einem Kalifornier nach Hause kommen. Lassen Sie sich die beiden Weine verdeckt einschenken und beurteilen Sie, welcher Wein Ihnen besser gefällt. Wäre klasse, wenn jemand das Ergebnis in den Kommentaren oder im Weinlakai-Forum publizierte.

2008 Finca Sophenia Altosur Cabernet Sauvignon (Rotwein, Argentinien)

Auge: Sehr dunkles Purpurrot.

Nase: Staubig-erdig mit schöner, fruchtiger und vollreifer Cabernet-Sauvignon-Aromatik (schwarze Johannisbeeren, Tabak, Pflaumen und Gewürze).

Gaumen: Milde Extraktsüße mit schöner Frucht. Insgesamt sehr gut balanciert. Mittellanger Abgang.

Sonstiges: Bis 2012 zu trinken. Besteht aus 100% Cabernet Sauvignon. Enthält 14% Alkohol.

16,5/20 Punkte

(Quelle: Jancis Robinson, September 2010)

Meine Einkaufsempfehlung:

Backhaus Weindepot (ca. 600 Flaschen vorhanden)

6,99 EUR/Fl. (Versandkosten 6,- EUR)

AUSVERKAUFT!

(Der empfohlene Jahrgang ist nicht mehr verfügbar. Der Nachfolgejahrgang kann aber hier bestellt werden. Meine Meinung dazu lesen Sie in den Kommentaren)

Stand: 14.10.2010.

Der Weinlakai übernimmt keine Verantwortung für die angegebenen Händler.

Händler können gerne günstigere Angebote (inkl. Versandkosten) als Kommentar posten. Rein werbliche Posts werden sofort gelöscht.

16 Kommentare

  1. @Nicolaus

    Kann ich, auch nach Rücksprache mit dem Händler, nicht bestätigen.
    Der Wein ist nach wie vor über den Shop bestellbar.
    Sollte dies in Zukunft nicht mehr der Fall sein, wird dies im Shop klar vermerkt sein.

    Cheers
    Der Weinlakai

  2. Liebe Blogger,
    liebe Weinliebhaberinnen und Weinliebhaber,

    uns ist nicht klar, worauf Nicolaus seine Aussage stützt?

    Wir haben ausreichend vorgesorgt!

    Der Wein ist in ausreichender Menge verfügbar.
    Sollten unsere Vorgänge zur Neige gehen, werden wir direkt im Shop und hier einen Vermerk anbringen.
    Bis dahin ist genügend Vorrat vorhanden.

    Vielen Dank und Prosit (es möge nützen)

    Werner Backhaus
    Inhaber

  3. Lieber Weinlakai,

    habe vom Altosur lediglich den 2004er einmal probiert; … es war ok, viel mehr aber auch nicht. Solltest du die Möglichkeit haben einen Humanao (ist aber nicht aus der Mendoca-Region, sondern aus Cafayate) zu testen, bin ich sicher, dass dieser Wein hier um Längen besser abschneiden würde. Prost!

  4. @ Backhaus-Weindepot
    Habe die Empfehlung nun auf „Ausverkauft“ gestellt, da es sich nicht mehr um den identischen Wein handelt. Jedoch enthält mein oben stehender Hinweis noch eine Verlinkung zu dem 2009er.

    Der Weinlakai

  5. Sehr geehrter Herr Treppenhauer,

    Wir haben die Hinweise in den Kommentaren aufgegriffen und
    senden Ihnen den 2009er zur Bewertung.

    Leider konnten wir nicht alle Anfragen nach dem 2008er
    befriedigen, obwohl wir knapp 1.000 Flaschen beschafft hatten
    (600 waren gefordert).

    Wenn Sie bei der Prüfung zu einem vertretbaren Ergebnis kommen
    und einen entsprechenden Kommentar schreiben, dann würden Ihnen
    sicher viele Blogger folgen und den 2009er akzeptieren.

    Aus Gründen der Fairness bieten wir darüber hinaus folgendes an:

    Wir liefern den 2009er an die nicht befriedigten Kunden aus
    Der Kunde hat 14 Tage Zeit eine Flasche zu verkosten und uns
    mitzuteilen, ob er den Wein behalten will oder nicht.
    Sollte der 2009er nicht zusagen, kann der Kunde die Lieferung
    zurücksenden, die angebrochene Flasche geht aufs Haus.
    Nach 14 Tagen (Widerrufsfrist) erhalten die Kunden eine
    Rechnung.

    Bitte teilen sie kurz mit, was Sie davon halten und ob wir das
    so als Kommentar posten dürfen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Werner Backhaus
    Backhaus-Weindepot

  6. Habe nun den 09er ebenfalls verkostet. Er gefällt mir im direkten Vergleich zu dem empfohlenen 08er weniger gut. Es ist kein per se „schlechterer“ Wein, doch ist er merklich jünger. Die Tannine sind im Abgang noch etwas roh und auch die Fruchtaromen sind noch etwas „schaumgebremst“. Das kann in einem Jahr natürlich schon ganz anders aussehen, dafür gebe ich aber niemandem eine Garantie.

    Cheers
    Der Weinlakai

  7. Hab schon etliche Berichte von Frau Jancis Robinson gelesen und finde ihr 20-Punkte-System vollkommen in Ordnung. Im übrigen hab auch ich keine Probleme mit Eurem Blog, obwohl ich Safari nutze.

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