Ein Portugieser, gemacht für die Grillsaison!
2008 Vinha Paz Dão (Rotwein, Portugal)
Für die heutige Empfehlung war mal wieder etwas Detektivarbeit gefragt: Nur ein einziger deutscher Händler führt diesen portugiesischen Rotwein aus der Region Dão; und zwar als Direktimport. Um zu überprüfen, ob das damit zusammenhängende Preismonopol nicht zum Nachteil meiner Leser ist, hat der Weinlakai natürlich europaweit verglichen. Glücklicherweise hält der Preis dem Vergleich stand. Mehr noch: Er macht den Wein zu einem klasse Schnäppchen. So viel Kraft und „männlichen“ Charakter hatte ich seit langer Zeit nicht mehr im Glas. Der Wine Enthusiast vergibt 90 Punkte und ist dabei meiner Meinung nach noch recht konservativ. Nicht nur hat er jede Menge Reifepotential, er avanciert auch durch seinen kräftigen und fruchtigen Stil zum perfekten Begleiter von rustikalen Fleischgerichten vom frisch reaktivierten Grill.
Der 2008er Vinha Paz ist ein typisch portugiesisches Cuvée mit einem dominierenden Anteil von Touriga Nacional und Tinta Roriz (Tempranillo). Er verbrachte 8 Monate in neuer Eiche und diesen Holzeinsatz merkt man ihm auch deutlich an – insbesondere unmittelbar nach dem Öffnen der Flasche. Jedoch gelingt ihm das Spagat zwischen „Eichenmonster“ und stimmig eingebrachten Holznoten.
Und mit Holznoten meine ich nicht den Geschmack nach Holz, sondern vielmehr die Aromen, die durch Einsatz von neuen Holzfässern erzeugt werden. An erster Stelle Vanille, aber auch Noten von z.B. Karamell, Leder, Tabak, Kaffee und Kakao sind auf den Holzausbau zurück zu führen.
In vielen Fällen überlagern diese Aromen den Wein völlig. Resultat sind uniforme Weine, die keinen rebsortenspezifischen oder regiongeprägten Charakter haben. Dies macht zwar manchmal schwache Weine deutlich ansprechender, doch wird nach dem ersten Glas bereits klar, dass der Wein ein langweiliges Kunstprodukt ist.
Der Vinha Paz schafft diese Gratwanderung und ist alles andere als ein Kunstprodukt: Nach der Handlese der Trauben von bis zu 30 Jahre alten Reben wurde der Wein äußerst qualitätsorientiert vinifiziert und musste mehrere Monate in der Flasche nachreifen, bevor in den Verkauf gegeben wurde.
Der Wein schreit nach langer Dekantierzeit und großen Gläsern. Zum ersteren sei noch gesagt, dass ich ungern eine genaue Zeit vorgebe. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, den Wein direkt nach dem Öffnen zu probieren und ihn anschließend im Dekanter zu „beobachten“.
Doch auch nach vier bis sechs Stunden verliert der Wein noch nicht seinen jugendlichen, tanninbetonten Charakter. Er fordert dem Gaumen eine gewisse Anstrengung ab, belohnt aber auch mit einem fantastischen Abgang. Beste Voraussetzungen für den perfekten Begleiter eines herzhaften Grillgerichts. Im Selbstversuch passte der Wein hervorragend zu einer sechs Stunden indirekt gegrillten Schweineschulter. Dabei stellen auch kräftige Gewürze oder Räuchergeschmack kein Problem für den Portugiesen dar – ganz im Gegenteil.
Antonio Canto Moniz produziert den Vinha Paz auf seinem Weingut im Norden der DOC-Region Dão. Auf 12 ha entstehen hier jährlich nicht mehr als 3.300 Kisten Wein. Der Ertrag liegt bei nur 25-30 hl pro Hektar. Neben einem Weißwein gibt es vom Weingut auch eine Reserva-Variante der heutigen Empfehlung. Auch diesen Roten konnte ich verkosten und mochte ihn sehr. Doch kostet er auch 10,- EUR mehr als die „normale“ Ausführung. Aus meiner Sicht eine zu große Abstufung, denn der Reserva ist durch eine etwas bessere Balance nur minimal besser.
Das Rotweingebiet Dão hat seit 1990 DOC-Status und genießt noch nicht sehr lange die Reputation einige der besten Rotweine des Landes zu produzieren. Die Region liegt inmitten hoher Granitberge und ist so von den teils harschen Einflüssen des Atlantiks geschützt. Das Klima ist von langen, warmen Sommern geprägt, die durch reichlichen Regenfall im Winter ergänzt werden. In Kombination mit dem von Sand geprägten Boden werden so beste Voraussetzungen für den Weinbau geschaffen.
Heutige Empfehlung ist ganz nach dem Geschmack von Weintrinkern, die es etwas kräftiger mögen; ohne dabei auf eine attraktive Aromatik verzichten zu wollen. Zum Grillen – oder generell zu kräftigen Fleischgerichten – wird er aber auch Menschen überzeugen, die eine gewisse Gerbstoffattacke auf dem Gaumen normalerweise ablehnen.
Von dem Wein gibt es in Deutschland nicht wirklich viele Flaschen und daher kann ich nur empfehlen schnell zuzugreifen. Der Wein ist sein Geld mehr als wert und die außergewöhnlich gute Eignung als Essenswein macht ihn zu einem besonderen „Saison-Tipp“.
In Sachen Grillen muss ich noch etwas loswerden: Ich möchte meinen Lesern ein Buch mit Grillrezepten empfehlen, das unbedingt zur jeden kulinarischen Bibliothek gehören sollte. Die „Grillbibel“ der Kultmarke Weber enthält sowohl leckere, und teils recht außergewöhnliche Grillrezepte, als auch wunderbare Informationen über das Grillen an sich. Nein, auch hierfür bekomme ich keine Verkaufsprovision, doch kann das Buch hier äußerst bequem und günstig bestellt werden: Weber’s Grillbibel bei Amazon.de
Auge: Dunkles Rot mit violetten Reflexen.
Nase: Pflaume, rote und schwarze Johannisbeeren, Vanille- und Eichenholznoten.
Gaumen: Geschmack nach schwarzn Pflaumenschalen und Loganbeere. Feste Tanninstruktur mit viel Elegnaz am mittleren Gaumen. Beeindruckend langer Abgang.
Sonstiges: Enthält 14% Vol. Alkohol. Bis 2017 zu trinken. Besteht aus Touriga Nacional (50%), Tinta Roriz (30%), Alfrocheiro (15%) und Jaén du Dão (5%).
90 Punkte
(Quelle: Wine Enthusiast, Roger Voss, Dezember 2010)
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Stand: 06.04.2011
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Hallo
Habe sechs Flaschen geordert und gestern erhalten.
Der versandt war für eine Lakai Bestellung sehr schnell dafür bekommt der Händler eine eins.
Zu dem Wein kann ich noch nichts sagen werde aber heute die erste Flasche köpfen und morgen berichten.
Oliver
Ich habe drei Flaschen geordert und schnell bekommen. „Eichenmonster“ ist leider doch die richtige Bezeichnung für diesen Wein. Ich habe gestern ein Glas probiert und habe dem Rest einen vollen Tag zum lüften gegeben. Das hat leider auch nicht viel genützt, ich werde die Flasche nicht austrinken. Die anderen beiden Flaschen lasse ich ein paar Jahre liegen. Das ist die erste Weinlakai-Empfehlung, die mir überhaupt nicht gefällt. Schade.