Ein rares Gut, rar und gut!

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2008 Raúl Pérez Mencia „Vico“ (Rotwein, Spanien)

Der spanische Winzer Raúl Pérez hat sich durch seine  Weine  innerhalb kürzester Zeit zu einer Kultfigur entwickelt. Was dieser hoch ambitionierte Mann in die Flaschen füllt ist höchstes Kunsthandwerk und unglaublich gut. Mit dem El Pecado empfahl der Weinlakai bereits vor einiger Zeit einen seiner Weine, doch waren die 100 in Deutschland verfügbaren Flaschen innerhalb weniger Stunden vergriffen – und das bei einem Preis von 60,- EUR. Später konnte ich einen Wein empfehlen, der immerhin von dem gleichnamigen Onkel stammte. Für 10,- EUR war das zwar ein toller Tropfen, doch lag er nicht ganz auf dem Niveau der Weine des „Originals“. Der Preis ist sowieso nicht der entscheidende Faktor bei den Weinen von Raúl Pérez, es ist die Verfügbarkeit. Vom heute empfohlenen „Vico“ wurden lediglich 500 Kisten produziert und 325 davon gingen in den Export in die USA. Der Rest wurde wahrscheinlich in Spanien verkauft. So ist es kein Wunder, dass der empfohlene Händler den „Vico“ aus den USA re-importieren musste. Dies tat der Händler des „El Pecado“ auch, allerdings haben meine Leser nun in zweifacher Hinsicht mehr Glück: Vom „Vico“ sind 600 Flaschen verfügbar und er kostet lediglich 18,- EUR/Fl.

Jay Miller schreibt über den heutigen Wein „It is a great value“ und gibt ihm 93 Punkte. Für mich eine fast konservative Bewertung (und das von Jay Miller!), denn die letzte Weinlakai-Empfehlung war ja auch ein Spanier mit 93 Punkten. Aus meiner Sicht liegt der heutige Wein aber nochmals auf höherem Niveau – und zwar deutlicher als der Aufpreis vermuten lässt.

Raúl Pérez ist ein echter Wein-Visionär, ein experimentierfreudiger noch dazu. Flaschenreifung unter Wasser und der Einsatz von großen Beton-Eiern für den Gärprozess sind nur zwei Beispiele für seinen Drang herausfinden zu wollen, wie man Wein noch besser machen kann.

Und der heute erst 38-Jährige vertraut bei seiner Arbeit keineswegs den statusgeladenen Weingebieten wie etwa Rioja, Priorat oder Ribera del Duero. Vielmehr gelingt es ihm, seine großartigen Weine in den vergleichsweise kleinen und weniger bedeutenden DOs Ribera Sacra, Leon und Bierzo herzustellen.

Zuletzt genanntes Gebiet ist die Heimat der heutigen Empfehlung. Bierzo liegt in Nordwest-Spanien und befindet sich mittlerweile in extremem Aufwind – ähnlich wie noch vor einiger Zeit das Priorat. Immer mehr talentierte Winzer versuchen hier mit der Rebsorte Mencía ihr Glück.

Klimatisch ist Bierzo hauptsächlich durch den Fluss Sil geprägt und nicht etwa durch die klimatischen Exzesse des atlantischen Ozeans. Der Boden besteht zum größten Teil aus Schiefer und Granit: beste Voraussetzungen für frische und wohl balancierte Weine. Zum einen wird hier Regenwasser schnell in das Erdreich geführt und zum anderen speichert der steinige Boden in den teils extremen Hanglagen bestens die Wärme der Sonne. Und Sonne sowie Niederschlag gibt es in diesem Teil Spaniens ausreichend.

Der „Vico“ von Raúl Pérez besteht zu 100% aus der Rebsorte Mencía. Eine Traube, die insbesondere in diesem Teil Spaniens hohe Popularität hat und die Weine von Pérez beweisen, welch enormes Potential in ihr steckt. Insbesondere die herrliche Balance und Frische dieser Rebsorte ist fantastisch.

Heutiger Wein wurde nach 60 Tage dauernder Fermentierung und Mazeration noch für 9 Monate in französischem Holz ausgebaut. Diese Holzprägung kommt in dem Wein wunderbar moderat zur Geltung, denn die eingesetzten Fässer waren bereits 2 Jahre alt und daher aromatisch nicht mehr zu aufdringlich.

Der Weinlakai war bei der Verkostung dieses Weins mal wieder sprachlos. Ohne weiteres wird für solch eine Qualität anderswo mindestens 50,- EUR aufgerufen, den Seltenheits-Faktor noch völlig ausgeklammert. Das Zusammenspiel aus komplexer Frucht, Kraft, feinen Tanninen und wunderbar eingebundener Säure machen den „Vico“ zu großem „Weinkino“.

Dabei hechelt er keinem Vorbild nach, erinnert stilistisch an keine andere Weingegend oder Rebsorte. Er hat eine eigene Identität und diese weiß mit Nachdruck zu überzeugen. Die geringe Verfügbarkeit und der Hype um seinen Schöpfer machen den Wein zwar interessanter, aber natürlich nicht besser. Bei diesem Wein fügen sich alle Teile zu einem wahrhaft beeindruckenden Ganzen.

Sicher, 18,- EUR sind nicht wenig Geld für eine Flasche Wein. Ich kann aber nur jedem Weinfan raten, zumindest den Versuch zu starten, sich ein (paar) Fläschchen des „Vico“ zu sichern. Bei diesem Tropfen bin ich mir sicher, dass auch Zweifler einsehen, warum der Wein sein Geld doppelt und dreifach wert ist.


2008 Raúl Pérez Mencia „Vico“ (Rotwein, Spanien)

Auge: Undurchsichtiges Purpur.

Nase: Feuchte Erde, Mineralien, Weihrauch, schwarze Kirschen und schwarze Himbeeren.

Gaumen: Dicht und geladen mit komplexen, mundfüllenden Aromen. Makellos balanciert und ein 45 Sekunden dauernder Abgang.

Sonstiges: Besteht aus 100% Mencía.

93 Punkte

(Quelle: Wine Advocate, Jay Miller, April 2010)

Meine Einkaufsempfehlung:

Weinkeller Höchst (600 Flaschen vorhanden)

17,95 EUR/Fl. (4,99 EUR Versandkosten, ab 150,- EUR frei)

Leider ausverkauft!

Stand: 31.08.2010.

Der Weinlakai übernimmt keine Verantwortung für die angegebenen Händler.

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9 Kommentare

  1. Hallo leolo,
    nun, es ist recht schwierig dazu eine valide Aussage zu machen, da es einfach noch zu wenig Erfahrung mit gereiften Weinen dieser Art gibt.
    Aus meiner Sicht ist der Vico aber in 2-3 Jahren noch besser als jetzt und wird sicherlich noch gut und gerne 5 bis 7 Jahre ein Genuss sein. Und es würde mich nicht überraschen, wenn diese Einschätzung zu konservativ ist.

    Cheers
    Der Weinlakai

  2. Hallo Weinlakai
    danke für die schnelle und konservative Einschätzung. Habe mir 3 Flaschen bestellt und werde alsbald bestimmt die erste Flasche konsvervativ dekantieren und gleichzeitig hoffen, dass ich die Kraft habe die anderen 2 Fläschchen für die nächsten 2 Jahre in den Keller zu verbannen.
    Gruß

    Leolo

  3. Hallo, wow … das war flott. Am Freitag bestellt und heute schon kam der 6er Karton. Klasse Service. Danke an das Team von der Weinkellerei Höchst. Und danke auch an Tobias für den Tip.
    Gruß,
    imixed

  4. Ja, ein sehr guter Wein. Vielen Dank an den Lakai für den Tipp! Kleine Anmerkung: Der Wein braucht offenbar mindestens 2 Stunden Luft, erst dann hat er hier alle Aromen gezeigt…

  5. Bin erst seit kurzem Weintrinker und favorisiere trockene Rotweine mit hohem Tanningehalt. Ob der Wein wohl was für mich wäre? Aber wie es scheint, komme ich ja leider eh zu spät…

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