Der Weinlakai mit einem Plan B!

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2010 De Trafford „Plan B“ (Rotwein, Südafrika)

In meiner vergangenen Empfehlung schwärmte ich von einem vornehmen, ja aristokratischen Bordeaux. Heute kommt alles ganz anders: Der „Plan B“ ist eine Fruchtbombe nach allen Regeln der Kunst. Allerdings unterscheidet er sich von vielen anderen Weinen dieses Typus‘ durch die Tatsache, dass er nicht „over the top“ ist. Der Wein bewegt sich auf der feinen Linie zwischen Alkoholmonster und Fruchtschmeichler und liefert dabei einen außergewöhnlichen und nachhaltig beeindruckenden Trinkspaß. Er stammt von dem südafrikanischen Weingut De Trafford – einem kleinen Juwel mit einer Mini-Produktion und maximalen Qualitätsstandards. Sie sollten also schnell sein, denn Werte von über 1.500 verkauften Flaschen, wie bei dem zuletzt empfohlenen Bordeaux, sind leider Utopie: Vom „Plan B“ wurden insgesamt nur 350 Kisten (!) produziert und so wundert es nicht, dass bei dem empfohlenen Händler nur 25 davon (300 Fl.) zu haben sind. Und das ist wohlbemerkt die Gesamtmenge für ganz Europa!

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Auch wenn die Weinwelt Südafrikas mittlerweile kommerzialisiert ist und jede Menge Massenware nach Europa schwappt, gibt es nach wie vor glanzvolle Beispiele von „Boutique-Weingütern“, die mit Detailverliebtheit und großer Leidenschaft außergewöhnlich gute Weine produzieren.

De Trafford gehört zu dieser kleinen Gruppe von Weingütern und glücklicherweise schaffen es von der homöopathischen Gesamtproduktion von nur 3.500 Kisten jedes Jahr ein paar Kisten nach Deutschland.

Das Weingut der Familie Trafford befindet sich in einer ehemaligen Farm namens Mont Fleur und liegt auf 380 Meter Höhe, oberhalb von Stellenbosch. David Trafford erwarb das Anwesen  bereits 1976 – inklusive dem damals noch kaum zugänglichen Land. Von Anfang an war klar, dass sich viele der Berghänge durch ihre Ausrichtung und Höhenlage bestens für den Anbau von Rotwein eignen würden. Jedoch verhinderte die gesetzliche Kontigentierung das Anlegen einer für die kommerzielle Weinherstellung bestimmten Rebfläche satte 18 Jahre lang. So konnte man erst 1994 in die professionelle Weinproduktion einsteigen.

Der heutige Wein heißt “Plan B”, da er ein klassicher Zweitwein ist. De Trafford hat sich hauptsächlich durch seine reinsortigen Weine aus Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon einen Namen gemacht. Diese sind zwar auch toll, doch liegen sie alle nördlich der 20,- Euro. Der „Plan B“ ist nicht nur günstiger, sondern ein Cuvée aus genau diesen genannten Rebsorten. Er besteht aus den Trauben, die die für den Erstwein erforderliche Qualität nicht ganz erreichen konnten.

Das klingt zunächst danach, dass für den „Plan B“ nur minderwertige Trauben verwendet wurden – dem ist aber nicht so. Insbesondere da die Vorzeichen im Jahr 2010 für den Zweitwein enorm gut waren: Der verwendete Syrah hatte einen ungewöhnlich hohen Zuckergehalt, der nach der Gärung für einen hohen Alkoholgehalt sorgen würde. So entschied das Weingut sich dafür einige Fässer ihres hochwertigsten Merlot für den „Plan B“ zu opfern, um den Alkoholeindruck durch die schöne Frucht des Merlot zu reduzieren. Zudem steckt im 2010er auch Cabernet Sauvignon, der für den Erstwein gedacht war. Dieser brauchte nur zu lange im Gärprozess und konnte so nicht mehr Teil der Assemblage für den Premiumwein werden.

Da kann man nur sagen „Glück gehabt“, denn der Wein ist deutlich besser als der 2008er und 2009er, obwohl 2010 insgesamt ein sehr schwieriges Weinjahr in Südafrika war.

Trotzdem höre ich schon jetzt die Aufschreie, denn Achtung, der Wein hat satte 16,25% Alkohol. Aber: Ein vergleichsweise hoher Alkoholgehalt ist nicht per se eine Negativeigenschaft. Auch wenn es mittlerweile eine breite Front von Menschen gibt, die gegen Weine mit hohem Alkoholgehalt wettern, geht es aus meiner Sicht vielmehr um die Frage, wie der Alkohol im Wein eingebunden ist – sprich: wie er durch die übrigen Komponenten (Frucht, Tannine und Säure) ausbalanciert wird. Selbst ein Wein mit nur 12% Alkohol kann einen störenden Alkoholeindruck vermitteln, wenn die Frucht fehlt oder zu wenig Säure im Wein enthalten ist.

Der „Plan B“ enthält ein reichhaltiges Maß an Frucht, so dass der Alkohol diskret in den Hintergrund tritt und man nicht den Eindruck erlangt, der Wein habe besonders viel Alkohol – es sei denn man trinkt ihn zu warm oder isst dazu etwas Süßes. Zudem stimmt der Säuregehalt, das Cuvée wirkt also nicht „marmeladig“.

Der Wein wurde zu 100% entrappt und anschließend per Hand direkt in deckellose Stahltanks gepresst. Die Fermentierung startete spontan, also durch in der Luft natürlich vorkommende Hefe. Rund zwei Wochen verblieb der Wein bei konstanten 30 Grad Celsius in den Tanks und die auf der Oberfläche schwimmenden Schalen und Kerne wurden in dieser Zeit zwei- bis viermal am Tag untergetaucht. Danach wurde der Wein durch eine Korbpresse direkt in gebrauchte, französische Barriques gefüllt. Dort verweilte er nochmals 18 Monate bevor er auf die Flasche gezogen wurde.

Den „Plan B“ muss man einfach probieren. Ich gebe zu, er ist bestimmt nicht für jedermann/-frau, doch wird er Weintrinker mit Affinität zu intensiver Frucht begeistern und alle anderen mit einer interessanten Erfahrung versorgen. Mit einer besonders raren noch dazu.

Ansonsten empfehle ich den Wein am besten in den nächsten ein bis zwei Jahren auszutrinken, denn der Alkohol wird sicherlich den Kampf gegen die Fruchtdominanz über die Jahre für sich entscheiden.

2010 De Trafford „Plan B“ (Rotwein, Südafrika)

Auge: Tiefes, dunkles Rot.

Nase: Schwarzkirsche, schwarze Johannisbeeren, Weihnachtsgewürze und Marzipan

Gaumen: Reichhaltig und fett am Gaumen. Die dichten, aber feinen Tannine und die intensive Frucht überdecken den Alkoholeindruck.

Sonstiges: Besteht aus 47% Syrah, 33% Cabernet Sauvignon und 20% Merlot. Ab sofort bis 2022 zu trinken.

Meine Einkaufsempfehlung:

Vinexus

15,90 EUR/Fl.

(3,95 EUR Versandkosten, ab 100 EUR frei)

Ausverkauft!

Stand: 16.05.2012

Der Weinlakai übernimmt keine Verantwortung für die angegebenen Händler.

2 Kommentare

  1. Der Wein wurde gestern geliefert. Die Beschreibung vom Weinlakai entspricht genau, denn trotz der 16,5% ist der Wein überhaupt nicht spritig. Vom Charakter, der Frucht und der Fülle erinnert er mich an einen guten Amarone. Die bisher beste Empfehlung (von denen, die ich gekauft habe)!

    Dank und Gruß
    Alexander

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