Rotes Paradebeispiel aus Deutschland!

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2007 Friedrich Becker Spätburgunder Qualitätswein

Auch wenn sich das derzeitige Wetter noch nicht entschieden hat, ob es im Juni den April imitieren soll oder nicht, möchte ich einen Wein empfehlen, der trotz seiner roten Farbe bestens in sommerliche Atmosphäre passt. Die Furcht vor deutschen Rotweinen sollte ich meinen Lesern seit dem Ursprung genommen haben. So setzte ich für die heutige Empfehlung höchste Aufgeschlossenheit voraus, denn ich möchte für einen Spätburgunder bzw. Pinot Noir wie aus dem Bilderbuch begeistern.

Das Weingut Friedrich Becker sitzt in der Pfalz und genießt den Ruf einige der besten Spätburgunder Deutschlands zu produzieren. Das Gut stellt zwar auch eine ganze Reihe interessanter Weißweine und anderer Rotweine her, doch werden diese Anstrengungen durch die Kompetenz in Sachen Pinot Noir immer wieder überstrahlt.

Vollends wurde der Weinlakai von diesem Weingut überzeugt als er bei einer Raritätenprobe deren 1990er Spätburgunder trank und spontan auf einen Pinot Noir aus der Neuen Welt tippte. Dass dieser Wein aus Deutschland kam und noch dazu bereits knapp 20 Jahre alt war, überraschte mich aufs Positivste.

Wie ich nun von Fritz Becker jun. erfuhr, handelte es sich bei dem 90er um den ersten Spätburgunder, der in Deutschland holzausgebaut wurde. Ein sehr lohnender Versuch, der mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

Aber auch heute ist das Weingut durchaus innovationstreibend unterwegs: so wird eine Sonder-Selektion vom Spätburgunder in gebrauchten Barriques der prestigeträchtigen Domaine de la Romanée-Conti ausgebaut. Diese Fässer sind von solch hoher Qualität, dass sie im Normalfall erst gar nicht ins Ausland gelangen.

Die heutige Empfehlung ist ganz bewusst der "Einsteiger-Spätburgunder" von Friedrich Becker. Er bietet für seinen Preis einen hervorragenden Gegenwert. Insbesondere da dieser Wein ein absolut typischer Vertreter seiner Rebsorte ist. Wer sich diesen ganz speziellen Duft und die feine Aromatik einprägt, wird einen Pinot Noir in Blindproben ohne Weiteres auf alle Ewigkeit rausschmecken.

Obwohl es der günstigste Spätburgunder des Weinguts ist, wird er keineswegs in Massenwaren-Manier produziert. Die Trauben werden handverlesen und in Gärbottichen aus Eichenholz vergoren. Anschließend wird der Wein 12 Monate in gebrauchten Eichenfässern gereift.

Mit anderen Worten: dieser Wein bietet eine tolle – und vor allem auch
kostengünstige – Möglichkeit diese wunderbare Rebsorte näher kennen zu
lernen. Man muss dem Wein aber eine Chance geben. Vergleiche mit in der Vergangenheit empfohlenen Kraftpakete oder "Tanninmonster" wären unsinnig.

Mir geht es darum eine Lanze für diese unterschätzte Rebsorte zu brechen. Es ist ein leichter und feiner Wein, der häufig missverstanden wird. Der "normale" Weintrinker sucht häufig nach Kraft, vollem Körper und einer saftigen Frucht und beurteilt einen Spätburgunder dann schnell als zu leicht.

Interessant ist aber, dass fast alle engagierten Weintrinker irgendwann in ihrer Laufbahn beim Pinot Noir landen und ihn schätzen lernen. Denn seine Attraktivität liegt in seiner Feinheit, seinem tollen Duft, seiner Andersartigkeit. Man unterstellt dieser Rebsorte eine gewisse "Intellektualität". Ja, böse Wein-Snob-Sprache, aber ich denke der Begriff ist treffend. Man sollte sich mit (gutem) Spätburgunder etwas intensiver beschäftigen, darüber nachdenken.

Übrigens: auch die helle Farbe von Pinot Noir bedeutet nicht etwa, dass der Wein wässrig ist. Die Rebsorte hat eine vergleichsweise dünne Schale, die entsprechend weniger Farb- aber auch Gerbstoffe (Tannine) enthält.

Der Weinlakai hat einen Händler recherchiert, der den empfohlenen Wein zum "Weinguts-Preis" anbietet. Günstiger geht nicht.

Ich würde empfehlen, den Wein nicht bei Zimmertemperatur zu trinken. Bei 18˚ Celsius macht er insbesondere bei sommerlichen Temperaturen viel Spaß.

Auch der Blick auf das übrige Sortiment von Friedrich Becker lohnt. Neben dem umfangreichen Spätburgunder-Sortiment gibt es noch viele andere interessante Weine der Beckers aus dem pfälzischen Schweigen.

2007 Friedrich Becker Spätburgunder Qualitätswein

Auge: Hell leuchtendes Ziegelrot.

Nase: Rote Beeren, insbesondere Erdbeeren, Erdtöne, Zedernholz, Cassis und Kirschmarmelade.

Mund: fruchtig-frisch, feine Tanninstruktur und ein würziger, mittellanger Abgang.

Sonstiges: Ab sofort und über die nächsten 2-3 Jahre zu trinken.


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Stand: 17.06.2009. Nur solange der Vorrat reicht. Der Weinlakai übernimmt keine Verantwortung für die angegebenen Händler.

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2 Kommentare

  1. Holz und Terroir

    Leider gab es schon viel früher Winzer, die Anfang/Mitte der 80er in Deutschland mit Rotwein im Barrique (kleines Eichenholzfass) experimentierten. Als wir 1985 unser Weingut im Kaiserstuhl gründeten wurd gleich Alles ins Barrique gelegt. Probleme gab es dann nach der Abfüllung… Die Weine mußten als Deutscher Tafelwein bezeichnet werden.
    Das wahrhaft besondere am Weingut Friedrich Becker sind die Lagen und die Bodenart. Gerade beim Pinot Noir hebt ein Kalkboden bei perfekter Arbeit die Weine auf höchsten internationalem Niveau. Dagegen ist die intensive Auswahl von Barriquefass/Herkunft/Toastung bloß ein kleines aromatisierendes Beiwerk. Die Grundqualität entsteht im Weinberg… verwurzelt mit dem Boden 😉

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