Siegreiche Weihnacht!
2009 Teso la Monja „Victorino“ (Rotwein, Spanien)
Mit dem heutigen Wein möchte ich meinen Lesern etwas ganz Besonderes unter den Tannenbaum legen. Der „Victorino“ ist ein Wein, den man sich zu dieser besonderen Zeit im Jahr gönnen sollte. Der Preis liegt zwar klar über Weinlakai-Schnitt, doch sind knapp 30,- EUR in Anbetracht der Qualität dieses wunderbaren Roten mehr als angebracht. Der spanische Weinführer Guia Peñín gibt ihm in seinem 2012er Führer 96 Punkte und stuft ihn damit besser ein als viele der prestigeträchtigsten Weine Spaniens. Nicht nur dieser Fakt macht den Wein zum „Edel-Schnäppchen“, auch die Tatsache, dass der Wein bei dem empfohlenen Händler preislich weltweit (!) unschlagbar ist. Und zu guter Letzt hat der Victorino auch eine tolle Geschichte: Er stammt von der Winzerfamilie, die das Weingut Numanthia Termes zu Weltruhm führten und sich dann einen cleveren Plan überlegten…
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Die aus dem Rioja stammende Familie Eguren sorgte im Toro-Gebiet mit den Weinen ihres Weingutes Numanthia Termes für sensationelle Bewertungen der internationalen Weinpresse. Auf dem Höhepunkt des Erfolges verkauften sie das Weingut zu einem durchaus stolzen Preis an den LVMH-Konzern. Dieses Luxuskonsortium ist u.a. Eigentümer von Weingütern wie Dom Perignon und Chateau d’Yquem.
Mit dem Erlös taten sie dann etwas, das für eine passionierte Winzerfamilie nur logisch erscheint: Sie gründeten ein neues Weingut. Dank der üppigen Finanzspritze statteten sie die neue Wirkungsstätte im Toro, Teso La Monja, mit der feinsten und modernsten Kellertechnik aus. Zudem konnten sie sich Weinberge sichern, die noch wurzelechte – also nie von der Reblaus befallene – Reben mit einem Durchschnittsalter von über 50 Jahren beheimaten. Klingt traumhaft? Ist es auch.
Bereits der erste Jahrgang (2007) von Teso La Monja war der Beweis dafür, dass das neue Projekt in exakt die richtige Richtung geht. Aber wie häufig bei Neugründung eines Weingutes, nahm die Qualität in den ersten Jahren noch ein wenig zu, so ist der Victorino aus dem Jahre 2009 meine Meinung nach der bisher beste .
Auf den ersten Blick bietet Teso La Monja ein ähnliches Angebot wie Numanthia Termes: Einen Einstiegswein, der bei Teso La Monja „Almirez“ heißt und bei Numanthia „Termes“, einen Topwein namens „Victorino“ bzw. „Numanthia“ und einen Highend-Wein namens „Alabaster“ respektive „Termanthia“. Alle Weine zu 100% aus Tinta de Toro, einem Urtyp von Tempranillo, produziert.
Doch der Unterschied in der Weinstilistik könnte kaum krasser sein. Der besonders populäre „Numanthia“ ist in Jugendjahren in der Regel ein tanninschwangeres Urviech mit massigem Körper und dunkler Aromatik. Der Victorino kommt dagegen geradezu leichtfüßig daher. Und bitte nicht falsch verstehen, denn der Victorino ist ebenfalls ein „Pfundswein“, nur eben eleganter und irgendwie präziser.
Ein „Numanthia“ tritt auf wie ein Elefant im Porzellanladen, reißt alle Sinne an sich und rüttelt und schüttelt den Gaumen. Der „Victorino“ hingegen verführt mit überraschendem Charme, herrlicher Frucht und einem so eleganten Gaumenauftritt, dass der nicht enden wollende Abgang geradezu erschreckend wirkt. In der Nase möchte man sich verlieren, das Glas am liebsten gar nicht mehr abstellen – es sei denn es gibt einen Nachschlag.
Auch wenn die heutige Empfehlung durchaus „Jungwein-Eigenschaften“ besitzt, ist es toll einen Wein dieser Güte jetzt schon so sehr genießen zu können und sich nicht mit einem Trinkfenster „2030+“ konfrontiert sieht. Und das heißt keineswegs, dass der „Victorino“ schlecht reifen wird, im Gegenteil: Den „Victorino“ kann man weiter liegen lassen, einen jungen „Numanthia“ muss man aus meiner Sicht reifen lassen – es sei denn man steht auf diese Art grobschlächtige Weine.
Seine Eleganz und Harmonie sorgte wahrscheinlich auch dafür, dass der Wein im aktuellen Guia Peñín nicht nur den „Numanthia“ abhing, sondern sich auch gegen den „Termanthia“ (150,- EUR) und sogar gegen seinen großen Bruder „Alabaster“ (135,- EUR) durchsetzen konnte.
Das DO Toro wird zum einem durch den Fluss Duero (in Portugal „Duoro“) mikroklimatisch beeinflusst, zum anderen beeinflusst auch der Atlantik das Klima der Gegend. Wie in so vielen, hochpotenten Weingegenden lässt auch im Toro-Gebiet der rasche Wechsel zwischen heißen Tagestemperaturen und frostigen Nächten (bis zu 30˚C Unterschied) die Reben alle Kräfte mobilisieren. Glücklicherweise wird dieser Stress durch die großen, wärmeabstrahlenden Kieselsteinen bei Teso la Monja nur sehr langsam an die Pflanzen weitergegeben und so werden Schäden an dem Rebmaterial praktisch ausgeschlossen.
Die Ernte für den 2009er „Victorino“ erfolgte ausschließlich per Hand und dank strenger Selektion wurden nur maximal 1,5 Tonne Trauben pro Hektar für die Weinherstellung geerntet. Die Vinifizierung erfolgte traditionell: Die Beeren wurden zu 100% entrappt und während der Fermentation dreimal täglich fußgepresst. Anschließend kam der Wein 18 Monate in neue, französische Eichenfässer. Eine Tatsache, die man dem Wein in keiner Weise anmerkt, denn er ist praktisch frei von typischen Holzaromen.
Aber genug der Informationen. Ich wünsche jedem Leser, das diesjährige Weihnachtsfest mit diesem Wein begehen zu können. Bei Bestellungen bis zum 20.12. garantiert der empfohlene Händler eine Lieferung bis zum Fest, so besteht also noch durchaus etwas Bedenkzeit. Aus meiner Sicht ist diese aber nicht notwendig. Zwei bis drei Fläschchen sollten Sie sich mindestens für einen Eigenversuch ins Haus holen. Ich würde mich sehr wundern, wenn Sie den Wein für zu teuer hielten.
Ich wünsche Ihnen – ob mit oder ohne „Victorino“ – eine geruhsame Weihnachtszeit und schöne Tage mit Ihren Lieben. Einen guten Rutsch wünsche ich Ihnen zunächst noch nicht, denn ich habe da noch etwas „vorbereitet“.
2009 Teso la Monja „Victorino“ (Rotwein, Spanien)
Auge: Leuchtendes Purpur.
Nase: Kirschen, Himbeeren, Veilchen, Gewürze, nasse Steine und etwas Rhabarber.
Gaumen: Frisch und sehr klar am Gaumen. Aromen von dunkeln und roten Früchten sowie florale Anklänge. Im Abgang mittellang mit sehr angenehmen Mineralität.
Sonstiges: Besteht aus 100% Tinta de Toro. Bei 16˚ bis 18˚ C zu trinken.
96 Punkte
(Quelle der Bewertung: Guia Peñín 2012 / Quelle der Verkostungsnotiz: Der Weinlakai)
Meine Einkaufsempfehlung:
Silkes Weinkeller
29,80 EUR/Fl.
(5,40 Versandkosten, ab 120 EUR frei)
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Stand: 13.12.2011
Der Weinlakai übernimmt keine Verantwortung für die angegebenen Händler.
Vielen Dank Weinlakai für die abermals gute Weinempfehlung. Dieser Wein war mir bereits bekannt. Kennengelernt habe ich diesen Wein per Zufall und das habe ich auch Ihnen zu verdanken, denn bei einer der letzten Weinempfehlungen (Pétalos) habe ich aufgrund einer verzögerten Auslieferung eine Flasche Victorino als „Sorry“ bekommen. Der Wein hat mich umgehauen und deshalb habe ich sofort 6 Flaschen bestellt. Somit muss ich Sie leider in einer Aussage korrigieren, denn bei http://www.vinogusta.com erhält man den Wein ab 3 Flaschen für € 29,80 (ohne weitere Versandkosten), bei Bestellungen von 6 Flaschen für €26,90, und bei 12 Flaschen sogar für € 24,90!
Mein Tipp für die Weinlakai Community: Bezug von Einzelflaschen bei Silkes Weinkeller, aber Bezug von mehr als 3 Flaschenauf jeden Fall bei vinogusta.com weil preislich günstiger und frei von zusätzlichen Versandkosten.
@ Michael Gerwalla: bei vinogusta.com habe ich nur den 2008er Victorino gefunden, nicht jedoch den oben besprochenen 2009er – oder habe ich etwas übersehen?
@Rainer Marczinowski: ja, das ist richtig, dafür ist der 2008 Jahrgang um einen Punkt Guia Penin höher bewertet als der 2009. Man hat mir den 2009er zum gleichen Preis versprochen, jedoch mit einer verzögerten Lieferzeit, insofern kann ich nichts zu dem Unterschied beider Weine zur Zeit sagen, aber der Jahrgang 2008 war in dem Anbaugebiet Toro exzellent und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass er um einen Punkt höher bewertet wurde. Anders kann ich es mir jedenfalls nicht erklären. Ausserdem verlasse ich mich seit Jahren in Sachen spanische Weine blind auf die Guia Penin (die in Bewertungen sogar kritischer als Parker ist)…..in der Region um 90 Punkte+ kann man wirklich sagen, dass man sich zu 100% auf die Qualität verlassen kann, sicherlich muss man dann auf den Preis achten, aber da ist das Gebiet Toro in Spanien zusammen mit Jumilla aus meiner Erfahrung sicherlich führend im Preis-Leistungsverhältnis.
Ich freue mich auf das Feedback der Weinlakai Community
PS: ausserdem ist es super spannend mehrere Jahrgänge von einem Wein im Keller zu haben
Den 2008er Victorino bietet Silkes Weinkeller in ihrem Shop http://www.interneoase.de als Weihnachtsaktion sogar zum Hammerpreis von 26,90 EUR an – und das nicht erst ab einer Bestellung von 6 Flaschen. Trotzdem sollten Sie der Empfehlung des Weinlakai folgen und besser den 2009er kaufen!
Ich halte genau wie Tanzer und Proensa (96/100 Pkt. Jahrgang 2009 / 95/100 Punkte Jahrgang 2008) den Jahrgang 2009 nicht nur in der frühen Phase für deutlich stärker, sondern prognostiziere aus meiner über 10jährigen Erfahrung mit großen spanischen Weinen auch ein größeres Entwicklungspotential, da alle wichtigen Komponenten inkl. der perfekr ausgereiften Frucht, der Tanninstruktur und Säure in einem perfekten Verhältnis zueinander stehen. Der 2008er präsentierte sich im letzten Jahr meines Erachtens nicht in der Qualität in der sich der absolut überragende 09er empfiehlt.
Der Preis von 29,80 EUR für den 2009er ist für einen Toro-Wein in dieser Ausnahmequalität wirklich sensationell günstig.
Ich kann die Einschätzung der höheren Qualität des Victorino 2009 gegenüber dem JG 08 nur bestätigen. Wir hatten Anfang Dezember beide Weine in einer Parallelverkostung und der Victorino 2009 ging als deutlicher Sieger hervor. Auch bei uns wird der Victorino 2009 unser Festtagswein für Weihnachten sein. Warum über 50 oder gar über 100 € für einen Festtagswein ausgeben, wenn ich einen Highend Rotwein, wie den Victorino 2009 für um die 30 € bekommen kann.
@alle:
Also ehrlich gesagt sind hier ja eine Menge „Experten“ unterwegs….. Ich für meinen Teil vertraue lieber der Guia Penin, der gute Mann beurteilt spanische Weine seit mehr als 20Jahren…… Wieso verlegt denn keiner von Euch so ein Guide????? Am Ende ist alles subjektiv, also verlasse ich mich doch lieber auf die 97Punkte statt der 96!
@ Alle
Zunächst muss ich zugeben, dass ich die beiden Jahrgänge nicht miteinander verglichen habe.
Jedoch sind mir immer Durchschnittswerte mehrerer Beurteilungen aus verschiedenen Quellen sympathischer als eine Einzelmeinung. Darauf bezogen ist der 2009er eindeutig die bessere Wahl.
Persönliche Präferenzen für einzelne Quellen sind aber mehr als legitim. Wenn man der Guia Penin vollends vertraut, sollte man wohl den 2008er kaufen.
Für mich persönlich schaffen aber mehrere Meinungen immer eine sicherere Grundlage – zumindest wenn ich den Wein vor dem Kauf nicht verkosten konnte.
Zudem sind mir Weinkritiker lieber, die nicht nur ein Land beurteilen, sondern ein breiteres Spektrum haben. D.h. für mich zählt zwar das Argument, dass sich Penin und Proensa besser mit spanischen Weinen auskennen als irgendjemand sonst, doch bedeutet dies für mich nicht, dass deren Empfehlungen für mich einen höheren Stellenwert haben sollten. Und zwar begründet durch persönliche Erfahrungen in Verkostungen.
Aber wie auch immer: Beide Weine sind sicher toll, nur sollte man die Entscheidung nicht über den geringen Preisunterscheid entscheiden.
Cheers
Der Weinlakai
@Weinlakai:
Vielen dank für die offene Meinung! Aus diesem Grund habe ich auch beide Jahrgänge gekauft!
@all
Ich verstehe die Diskussion nicht ganz, es weiß doch jeder, dass der Jahrgang 2009 in Spanien ein Jahundertjahrgang war…
Da fällt die Entscheidung nicht schwer!
Jaja, die Jahrhundertjahrgänge.
Noch steht 90% des Jahrhunderts aus und wir hatten derer in den südlichen Weinbaugebieten schon drei mit 2001, 2005 und 2009.
Meine persönliche Meinung:
a.) Durch die in den vergangenen zwanzig Jahren verbesserten Weinbaumethoden, Kellerinvestitionen und Klimaerwärmung werden die Weine immer konzentrierter. Oftmals ist dies dann im Ergebnis deutlich zu viel des Guten, so dass ich – vor allem bei den südlichen Anbaugebieten – zumeist den „kühleren“ Jahrgang bevorzuge.
b.) Im Rahmen vieler Vergleichsproben der Jahre 2008 und 2009 in den vergangenen Wochen konnte ich feststellen, dass aktuell in über 90% der Fälle die 2008er den besseren Eindruck hinterlassen, da sie auf Grund des kühlen Jahrgangsverlaufs bereits jetzt vielfach „auf dem Punkt“ sind. Die 2009er benötigen wegen ihrer ungleich höheren Konzentration in aller Regel noch einige Jahre der Reife.
Habe wegen der Diskussionen den 2009er Victorino gestern Abend noch einmal mit Wein-Freunden geöffnet. Er brauchte zwar 1 Stunde Luft bis er sich ganz öffnete. Wir waren uns dann aber einig – ein Traum!
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