Spanischer Monastrell, nicht nur für Billigheimer!

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2008 Bodegas Casa Castillo Monastrell (Rotwein, Spanien)

Wenn ein Wein 90 Punkte erhält und unter 7,- EUR kostet, läuten bei mir die Alarmglocken. Wenn diese 90 Punkte von Jay Miller (Wine Advocate) kommen, läuten sie gleich noch einmal. So war der Weinlakai schon diverse Male der Meinung, dass dem Kollegen ab und an die Punkte durchgehen. Der 2009er Monastrell von Casa Castillo soll laut aktueller Parker-Ausgabe so ein 90-Punkte-Schnäppchen sein und so machte ich mich flugs an die Recherche einer Einkaufsquelle. Schnell erfuhr ich, dass der aktuelle Jahrgang des Weins 20o8 ist und der 09er erst in ein paar Monaten in Richtung Handel geht. Da der 2008er zwar von seitens Jay Miller „nur“ 88 Punkte erhielt, jedoch Punktegeizling Josh Raynolds dem Wein ebenfalls 90 Punkte gab, stieg mein Interesse an einem direkten Vergleich. Der deutsche Händler besorgte also eine Testflasche des 2oo9er direkt vom Weingut und ich konnte beide Weine im Vergleich probieren. Gut so.

Der 2008er Monastrell von Casa Castillo bietet in allen Belangen das qualitativ bessere Weinerlebnis. Die Nase ist offener, tiefer bzw. komplexer und der Wein ist auch am Gaumen voller und runder. Sicher, der 09er ist jünger, auch spürbar jünger, doch bezweifele ich trotzdem, dass er jemals so gut wird wie der Wein aus dem Vorjahr. Das Beste daran: Der 2008er steht für einen Aktionspreis von 6,90 EUR beim Händler parat und der 2o09er wird trotz schlechterer Qualität – aufgrund der magischen 90 Punkte – einen höheren Preis aufrufen. Oder wie es Josh Raynolds vom International Wine Cellar beschreibt: „This represents superb value.“

Der Wein besteht aus 100% Monastrell, der Rebsorte die in Frankreich Mourvèdre heißt und hauptsächlich an der südlichen Rhône zu finden ist. In Spanien ist die Rebsorte mittlerweile auf Platz 4 der meist angebauten Rebsorten und es gilt als sicher, dass sie in diesem Land auch ihren Ursprung hat. Die Trauben brauchen viel Wärme, um volle Reife zu entwickeln und sie produzieren volle, tanninreiche Weine, die häufig durch ihre animalischen, an Wild erinnernden, Noten einen eigenen Charakter zum Ausdruck bringen.

Die heutige Empfehlung ist allerdings kein Tanninmonster und auch animalische Aromen sucht man eher vergebens. Es ist vielmehr ein fruchtiger Wein mit viel Substanz sowie einer tollen Gaumenpräsenz und einem Abgang, der für einen Wein dieser Preisklasse unglaublich ist. Der Wein ist definitiv alterungsfähig und wird sich mindestens noch 3-5 Jahre bestens oder sogar noch besser trinken lassen.

Die Bodegas Casa Castillo ist in der südzentralspanischen DO Jumilla zuhause. Eine Gegend, die hauptsächlich kräftige Monastrell-Weine hervorbringt. Die enorm wasserarme Gegend (300 mm pro Jahr!) ist für die Ansprüche der Monastrell-Trauben ideal, denn hier kann sie bei 40º C im Sommer bestens reifen – wenn auch nur mit Hilfe künstlicher Bewässerung. Diese Reife birgt auch Gefahren, so erreichen manche Monastrells aus Jumilla bis zu 18% Alkoholgehalt, da die Trauben mit enormem Zuckergehalt in die alkoholische Gärung gehen.

Nicht so der heutige Monastrell. Er verfügt über mittlerweile als normal zu bezeichnende 14%, wurde in Edelstahltanks fermentiert und anschließend lediglich 3-6 Monate in französischer und amerikanischer Eiche gereift. Durch diesen dezenten Holzeinsatz erhält der Wein seine schöne Fruchtigkeit und Frische.

Noch hat der Sommer nicht begonnen und so lässt sich guten Gewissens noch ein wenig in Rotwein investieren. Wenn es dann auch noch so einer ist, sollte man über Vorratskäufe nachdenken. Nicht nur ist es ein unfassbares Schnäppchen, es ist auch ein Wein, der eine Unangestrengtheit an den Tag legt, die auch bestens auf die Terrasse bzw. zum Grillgut passt.

Um zu guter Letzt nochmals auf die hohe Gegenleistung der heutigen Empfehlung abzuheben: Kaufen Sie einmal spaßeshalber einen Roten dieser Preisklasse im Supermarkt Ihres Vertrauens und machen Sie einen direkten Vergleich mit diesem Monastrell. Bin mir sicher, dass dieser Test ein kleines Schlüsselerlebnis sein kann. Und ja, die nächste Empfehlung wird ein Weißer… und was für einer.

2008 Bodegas Casa Castillo Monastrell (Rotwein, Spanien)

Auge: Tiefes Rubinrot.

Nase: Frische, rote und dunkle Beeren mit Noten von gemahlenem Pfeffer, schwarzem Tee zerkleinerten Veilchen.

Mund: Lebhaft und präzise mit süßlichen Aromen von roten und schwarzen Johannisbeeren und einem Hauch von Lakritz. Seidige Tannine bringen Form und Halt in den langen, süßen und würzigen Abgang.

Sonstiges: Bis 2013 zu trinken.

90 Punkte

(Quelle: International Wine Cellar, Josh Raynolds, Oktober 2009)

Meine Einkaufsempfehlung:

Silkes Weinkeller, Velbert

6,90 EUR/Fl.

(zzgl. 5,40 EUR Versandkosten, ab 120,- EUR frei Haus)

Hier klicken!

Stand: 19.05.2010.

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10 Kommentare

  1. Vielen Dank für den begeisterten Bericht, der wirklich neugierig macht.Beim Satz „und so machte ich mich fluchs an die Recherche einer Einkaufsquelle“ habe ich allerdings gestutzt. Sie meinten doch sicherlich „flugs“, oder?

  2. Hallo lieber Lakai… wann beehren Sie uns denn mal wieder mit einer Weißweinempfehlung, schließlich steht der Sommer (hoffentlich) in den Startlöchern!

  3. Hallo lieber Markus, wer liest, ist im Vorteil 😉
    „Und ja, die nächste Empfehlung wird ein Weißer… und was für einer.“

  4. Der Wein ist wirklich sehr gut. Einziger Wermutstropfen: der 2007er war noch besser. Hoffentlich wird die Tendenz nicht fortgesetzt.

  5. Hab gesehen dass ich im Keller den 2007er noch liegen hab :). Hatte mir den Anfang des Jahres mal gekauft, war aber noch nicht dazu gekommen ihn zu probieren. Gibts bei Silkes Weinkeller jetzt nur noch den 2008er Jahrgang? Gestern hab ich übrigens mal Ondarre Reserva Rioja 2004 getestet. Der war hier im Forum von irgendwem mal empfohlen worden. Kann mich der Empfehlung überhaupt nicht anschliessen, ein ganz schlimmes Tanninmonster…hoffe der Casa Castillo ist was das betrifft, etwas gefälliger.

  6. Haben gestern auf einer Feier 4 von den 6 bestellten Flaschen des 2008ers gekillt…
    Der Wein war wirklich gut, aber aufgrund des Artikels und der Punktevergabe hatte ich mir noch etwas mehr versprochen. Irgendwas hat für mich gefehlt. So eine Art „Aha“-Erlebnis. Aber natürlich ist das Preisleistungsverhältnis kaum zu toppen.

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