Bei Newton Vineyard im sonnigen Kalifornien!
Newton Winery
Jeder Weintrinker kennt sie: Schlüsselerlebnisse. Eine Erfahrung, die das Thema Wein an sich spannend gemacht hat, aber vielleicht auch Momente, die gewisse Weinländer oder Rebsorten in neuem Glanz erstrahlen ließen. Zum Beispiel: die USA.
Für mich waren Weine aus den USA (ich kannte damals nur Kalifornier) übermäßig sonnenverwöhnte, marmeladige Cabernet Sauvignons mit aufdringlichem Fruchtaroma. Struktur, Frische oder gar Komplexität waren mir bei diesen Weinen unbekannt. Und «schwupps» war das Vorurteil entstanden und ich behauptete fortan, dass ich Weine aus den USA nicht möge.
Aber dann kam alles anders. Eines Abends überraschte mich ein Weinfreund mit einer spontanen Blindverkostung. Ein immer wieder gerne durchgeführtes, amüsantes Quiz, bei dem es darum geht, so viele Details wie möglich zu dem infrage stehenden Wein zu erraten.
Bei dem gereichten Wein hatte ich leichtes Spiel, zumindest dachte ich das. Aus dem Glas schrie förmlich der Cabernet Sauvignon, und wenn ich eine Rebsorte wirklich gut erkenne, dann ist das «Cab». Cassis. «Zigarrenkiste» und strahlende Kirscharomen waren bereits in der Nase wundervoll präsent und strahlten eine herrliche Reife aus. Eindeutiger Tipp: Bordeaux!
Am Gaumen festigte sich die Vermutung, dass es sich hier um einen gereiften Bordeaux vom linken Ufer handelte, also vornehmlich Cabernet Sauvignon mit eventuell noch etwas Verschnittzugabe. Vor allem aber war der Wein traumhaft gut. Wunderbar balanciert und mit einer guten Frische und herrlicher Komplexität. Nur sonderlich lang war er nicht, aber wen interessiert das schon, wenn alles andere im Einklang ist.
Der edle Spender der aluminiumfolienverhüllten Flasche lobte mich für meine Beobachtung hinsichtlich des Cabernet Sauvignon, rügte mich aber zu Recht wegen der geografischen Fehleinschätzung. Denn es handelte sich um einen reinsortigen Cabernet Sauvignon «Unfiltered» von Newton Vineyard im Napa Valley aus dem Jahrgang 1987. Gekauft für lächerliche 25 Euro in einem großen Online-Auktionshaus.
Ziemlich genau elf Jahre ist das nun her, und seitdem ist so einiges passiert. Mit meiner Offenheit gegenüber Überseeweinen im Allgemeinen und mit dem Weingut Newton im Speziellen.
Mittlerweile gehört Newton zu dem Luxus-Giganten LVMH (Louis-Vuitton- Moët-Hennessy) und so war ich eher skeptisch, als ich das Weingut im Rahmen eines Kalifornienurlaubs besuchte. Häufig sorgen solche Übernahmen dafür, dass einem Weingut quasi die Seele aus dem Leib gerissen wird und auch die Weine selbst zu uniformen Massenprodukten verkommen. Aber ich fühlte mich nach dem beschriebenen Erlebnis verpflichtet, mir unvoreingenommen eine Meinung zu bilden und mich nicht erneut von Vorurteilen übermannen zu lassen.
Sicher, ein Besuch bei dem 1977 gegründeten Newton Vineyard ist ein gut organisiertes Unterfangen und hat nur wenig Verträumtes. Trotzdem kommt ein Besuch nur «by appointment only» infrage, und so ist es bei Newton wohltuend ruhig und beschaulich – nicht zuletzt auch durch die völlig versteckte Lage des Weingutsirgendwo zwischen Yountville und St. Helena im Napa County.
Das Weingut-Hauptgebäude, die wundervoll angelegten Gärten und die Weinberge in der Umgebung sorgen noch dazu für eine atemberaubende Szenerie. Insbesondere die asiatischen Einflüsse durch die Weingutgründer Su Hua und Peter Newton sorgen für eine minimalistische und sehr stilvolle Atmosphäre.
Egal in welche Richtung man blickt, der Anblick ist immer ein Genuss. Die Gartenanlage wird ganz offensichtlich mit hohem Aufwand gehegt und gepflegt, und das japanisch inspirierte Hauptgebäude integriert sich so gekonnt in die Anlage, dass man es fast nicht wahrnimmt.
Wein wird bei Newton auf knapp 50 Hektar angebaut und in 112 verschiedenen Parzellen bewirtschaftet. Gelesen wird, wie bei ersten Adressen üblich, ausschließlich per Hand, und die Trauben werden schonend gepresst. Der Gärprozess wird durch die natürlichen Hefen ausgelöst («Spontanvergärung»), und bereits seit der Gründung von Newton legt man großen Wert auf nachhaltige Landwirtschaft.
Einen Einfluss des Großkonzerns LVMH auf das Winemaking gibt es nicht, sodass die Newtons mit ihrem Winemaker Chris Millard nach wie vor für das Endprodukt zuständig sind.
Zu Ruhm gelangte das Weingut hauptsächlich durch seinen Chardonnay, genauer gesagt seinen «Unfiltered» Chardonnay. Er zählt in guten Jahrgängen noch immer zu den besten Chardonnays Kaliforniens und weiß mit einem wunderbar zarten Schmelz und herrlicher Balance zu überzeugen.
Aber wie schon beschrieben entstehen bei Newton schon lange auch vorzügliche Rotweine. Nicht nur der Cabernet Sauvignon, sondern auch der Merlot gibt eine hervorragende Figur ab. Die Bordeaux-Cuvée «The Puzzle» markiert die Spitze des Line-Ups.
Nach unserer sehr persönlich geführten Tour durch Gärten, Wein- und Fasskeller und dem mit kleinen Häppchen umrahmten Tasting möchte ich gar nicht weg von diesem sonnenverwöhnten Ort.
Adieu Vorurteile! Ich bin dem LVMH-Konzern sogar ein bisschen dankbar, denn wahrscheinlich sorgt dessen gut aufgestellte Distribution dafür, dass wir die Newton- Weine auch hier in Europa kaufen können. Eine Tatsache, die leider auf viel zu wenige gute kalifornische Weine zutrifft.
Die Weine
2009 Chardonnay «Red Label», Newton Vineyard, Sonoma/Napa, Kalifornien: 100 % Chardonnay
Intensive Nase, ganz typisch Chardonnay. Birne, Apfel, aber vor allem Noten von gerösteten Haselnüssen. Auch wenn diese vom Holzeinfluss herrühren, wird die Nase nicht vom «neuen Holz» überlagert, insbesondere, da hier auch leichte Zitrusnoten präsent sind. Am Gaumen wieder Haselnuss und ganz klare malolaktische Prägung. Recht eindimensional, aber ausgewogen und mit erwartungsgemäß milder Säure. Moderater Alkoholeindruck (trotz der ausgewiesenen 14,5 %!), da noch genug Frische mit im Spiel ist. Sicher ein guter Essensbegleiter, aber durch den nicht zu fetten Körper auch durchaus solo zu geniessen.
17/20 trinken –2015
2007 Chardonnay Unfiltered, Newton Vineyard, Napa, Kalifornien: 100 % Chardonnay
Ähnliches Aromaprofil wie der «Red Label», aber alles etwas zurückgenommener an der Nase, mit einem dezenten Reifeton. Am Gaumen sehr fein, aber auch extraktreich mit schöner Tiefe und einem altersangemessenen, ganz leichten Oxidationston, der der Gesamtwahrnehmung eher zuträglich ist. Sehr gute Struktur mit schöner Länge. Im Abgang ein etwas zu deutlicher Alkoholeindruck, was bei 15 % vol. auch nicht verwundert. Mit seinen knapp sechs Jahren bereits gut gereift, doch sollte der Wein noch gut drei Jahre zu genießen sein.
18/20 trinken –2016
2007 Merlot Unfiltered, Newton Vineyard, Napa, Kalifornien: 75 % Merlot, 19 % Cabernet Franc, 3 % Syrah, 2 % Cabernet Sauvignon, 1 % Malbec
Sehr schöne, rotbeerige, ganz typische Merlot-Nase. Von der Aromatik her könnte das auch ein Italiener, z. B. aus Umbrien, sein. Schöne Würzigkeit mit einem Hauch Vanille, unterstützt von roten Johannisbeeren und Kirschen. Am Gaumen bereits wunderbar reif wirkend mit Noten von Rauch, Gewürzen und frischer Frucht. Mit mehr Luft auch Eindrücke von Malzbonbon und Karamell. Das Holz ist wunderbar eingebunden und lässt dem Wein Platz, um seine Rebsortenstilistik voll auszuspielen. Im Abgang noch nicht ganz runde Tannine und ein merklicher, aber nicht störender Alkoholeindruck. Sehr langer Nachhall. Ein «ehrlicher» Kalifornier, der sicher noch zwei bis drei Jahre Spaß macht.
17,5/20 trinken –2016
2007 «The Puzzle», Newton Vineyard, Spring Mountain/Napa, Kalifornien: 56 % Cabernet, 33 % Merlot, 3 % Cabernet Franc, 8 % Petit Verdot
Sehr kühle, fast mentholige Nasenpräsenz. Der Cabernet versteckt sich recht gut hinter dem rotbeerigen Merlot. Cassis zunächst nur im Ansatz vernehmbar, mit mehr Luft dann deutlicher. Stilistisch weit von einem Cabernet-dominierten Bordeaux entfernt, vielmehr erinnert der Wein an einen Merlot-geprägten «Rechtbänkler». Aromatische Kirsche mit karamelligem Charakter, Gewürzen, Kaffee und Rauch. Der «Puzzle» ist kein typischer Fruchtschmeichler und mutet eher maskulin an. Der Alkohol ist durchaus spürbar und am Gaumen ein Tick zu präsent. Im Abgang sehr elegant mit noch ungeschliffenen Tanninen, die auch nach langer Belüftung Jugendlichkeit ausstrahlen. Der Wein befindet sich derzeit in der Übergangsphase zur Trinkreife, und ein bis zwei Jahre Wartezeit werden sicher belohnt. 18+/20 2014–2025
Ja die Weine von Netwon sind wirklich lecker! Wer diese noch nie getrunken hat und nun so richtig Lust auf die Weine bekommen hat – wir liefern gerne!
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Viele Grüsse und schöne Pfingsten wünscht
BELViNi.DE