Weltklasse-Brunello durch Mozartklänge!
2006 Il Paradiso di Frassina Brunello di Montalcino DOCG (Rotwein, Italien)
Als James Suckling seinen überraschenden Rückzug vom Wine Spectator bekannt gab war die Weinwelt geschockt. War er doch das Aushängeschild des renommierten Weinmagazins. Insbesondere seine Bordeaux-Primeur-Berichte und seine umfangreichen Toskana-Verkostungen machten ihn quasi zur „Nummer 2“ der internationalen Weinkritiker. Eine ganze Zeit lang war nicht ganz klar, was die Beweggründe seines Rückzugs waren und wie er seine Zukunft gestalten würde. Nun wissen wir es: Seit wenigen Monaten veröffentlicht James Suckling unter eigenem Namen auf gleichnamiger Website weiterhin Weinkritiken. Meine heutige Empfehlung ist aber nicht nur ein ganz besonderer Brunello di Montalcino, da er 96 Punkte seitens Suckling verbuchen konnte, sondern auch weil er durch eine etwas verrückt anmutende „Qualitätsoptimierung“ Aufsehen erregt: Die Reben des heutigen Weines wurden Tag und Nacht mit Mozartmusik beschallt (CNN-Beitrag hier).
Der komplett organisch produzierte Brunello di Montalcino von Paradiso di Frassina macht bereits durch sein Etikett deutlich, dass bei dem Wein Musik eine Rolle spielt. Allerdings mutet es doch sehr verrückt an, dass die Beschallung von Rebstöcken durch Mozartmusik einen positiven Effekt auf die Trauben haben soll. Wie jedoch in dem oben genannten TV-Beitrag zu vernehmen ist, reifen die Trauben in unmittelbarer Näher zu der Musik schneller und besser als die Trauben in größerer Entfernung. Nun könnte dies durchaus andere, mikroklimabedingte Gründe haben, doch scheint wohl tatsächlich eine Veränderung zu dem Reifeprozess zu der Zeit ohne Musik entstanden zu sein. Wie auch immer: Einen Marketing-Effekt hat dieses Konzept auf jeden Fall und so war ich in Bezug auf den Wein erst einmal etwas vorsichtiger als gewöhnlich.
Jedoch hat mich der Wein – unabhängig von irgendwelchen Musikeinspielungen – nachhaltig fasziniert. Sicher, wir sprechen hier von einem Wein, der um die 30,- EUR kostet, doch schaffen es viele Weine dieser Preisregion nicht, die hohen Erwartungen zu erfüllen. Anders bei diesem Brunello di Montalcino: Er liefert ein druckvolles Paket aus schierer Kraft und tiefer Aromatik, das bereits jetzt großen Spaß macht. Mit diesem Wein einen Abend verbringen zu dürfen ist eine wahre Belohnung. Nicht nur verwöhnt der Wein, er fordert auch intellektuell. Will meinen: Es ist kein Wein zum „Nebenbeitrinken“, vielmehr fordert er durch seine Vielschichtigkeit Aufmerksamkeit und Beschäftigung ein.
Der Wein ist zwar noch jung und sollte dekantiert werden, doch ist er nicht verschlossen oder zu tanninreich. Er hat eine tolle Frische und Eleganz, die den Wein nicht als Dampfwalze daherkommen lassen, aber trotzdem mit großer Bestimmtheit zeigten, dass er sein Geld wert ist. So verrückt es auch klingen mag, aber auch in diesem Preisbereich ist es verdammt schwer ein so tolles Gesamtpaket geliefert zu bekommen.
Das Weingut Paradiso di Frassina liegt inmitten der Toskana ca. 5 km südlich von Montalcino. Das Weingut existiert seit 1999 und ist somit noch als Newcomer zu bezeichnen. Vorliegendes Ergebnis macht deutlich, dass die Qualität bereits auf absolutem Spitzenniveau ist und der Newcomer-Status den konsumentenfreundlichen Vorteil mit sich bringt, dass die Preise zu der Qualität des Flascheninhalts passen.
Wie es für einen Wein dieses DOCG-Gebiets verpflichtend ist, besteht er zu 100% aus Brunello, einer Spielart der Sangiovese-Traube, die über kompaktere Trauben verfügt.
Der Wein wurde 12 Monate in kleinen französischen Fässern ausgebaut, anschießend noch 18 Monate in großen Eichenfässern und zuletzt nochmals 18 Monate in der Flasche gereift. D.h. erst vier Jahre nach der Lese wird der Wein seitens des Weinguts in den Handel gegeben. Das ist länger als z.B. bei den hochwertigsten Bordeaux-Weinen und ist in Brunello di Montalcino sogar Pflicht. Diese lange Zeit bringt mit sich, dass fast alle Brunello-Produzenten noch weitere Weine produzieren. So kann der DOC-Wein Rosso di Montalcino bereits nach einem Jahr auf den Markt gebracht werden und sichert so die finanzielle Sicherheit vieler Weingüter.
2006 wird als bisher bestes Jahr in Brunello di Montalcino bezeichnet. Auch wenn erst die Zukunft die Beweisführung antreten kann, sind viele Weine noch vielversprechender als 1997. Es ist also für alle Leser, die ihren Weinkeller auch unter „strategischen“ Gesichtspunkten anreichern, ein perfekter Wein UND Jahrgang, um in das Thema Brunello einzusteigen.
Sicher, die heutige Empfehlung ist nicht billig. Zum einen ist der empfohlene Händler aber der günstigste Anbieter in Deutschland und zum anderen muss man sich aus meiner Sicht ab und an einen Wein dieser Liga gönnen. Nicht nur wegen des hohen Genussfaktors, sondern auch um zu lernen wo die Unterschiede zu Weinen unter 10 EUR liegen. Zudem gibt es sicher besondere Anlässe, die den Genuss eines solchen Weines rechtfertigen.
Tipp: Machen Sie diesen Wein parallel zu einem der Weinlakai-Tipps unter 10 EUR auf. Trinken Sie zunächst ein ganzes Glas des Brunellos und probieren Sie dann den anderen Wein. Dieser Test ist für mich persönlich immer sehr beeindruckend, denn der Charakter des günstigeren Weines verändert sich in der Regel enorm. Im schlimmsten Fall wirkt er dann fast wie ein Traubensaft – ganz ohne Alkoholwahrnehmung oder Struktur, nur noch süß und fruchtig. Funktioniert natürlich nur, wenn der Unterscheid tatsächlich groß ist. Daher sollte es mit Weinlakai-Empfehlungen grundsätzlich verschiedener Preisregionen gut klappen.
Noch etwas zu der Befragung, die ich letztes Mal durchgeführt habe. 552 Menschen haben nach heutigem Stand teilgenommen und sich für folgende Frequenz einer Weinlakai-Empfehlung ausgesprochen: 13% wünschen sich eine wöchentliche Empfehlung, 53% eine zweiwöchentliche, 33% eine monatliche und 1% eine zweimonatliche Empfehlung.
Daher werde ich nun versuchen in einer Frequenz von ca. 3 Wochen eine neue Empfehlung online zu stellen. Dieser Satz klingt zwar vor dem Hintergrund, dass meine letzte Empfehlung über einen Monat alt ist etwas unglaubwürdig, doch werde ich mit Hochdruck daran arbeiten 🙂
Auge: Tiefes Rot mit rubinfarbenen Reflexen.
Nase: Dekadenz und Fülle mit schwarzen Früchten, Fleisch und sehr reifen Pflaumen.
Gaumen: Voller Körper, dicht und wunderschön am Gaumen. Reife Schwarzkirschen und Blumen. Reine Frucht mit kräftigen Tanninen, die aber geschliffen und elegant sind. Sehr schöner Abgang.
Sonstiges: In 3-4 Jahren auf dem Höhepunkt, vorher unbedingt 1-2 Stunden dekantieren. Besteht aus 100% Sangiovese.
96 Punkte
(Quelle: jamessuckling.com, James Suckling, Januar 2011)
Meine Einkaufsempfehlung:
CB-Weinhandel (360 Fl.)
29,80 EUR/Fl. (Versandkosten 5,50 EUR, ab 6 Fl. frei)
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Stand: 13.03.2011
Der Weinlakai übernimmt keine Verantwortung für die angegebenen Händler.
Händler können gerne günstigere Angebote (inkl. Versandkosten) als Kommentar posten. Rein werbliche Posts werden sofort gelöscht.
Hallo Weinlakai,
ich liebe Mozart, aber genau den Schwachsinn als Qualitätsmerkmal sollte man auf dieser
Seite als Kriterium unterlassen.
In diesem Sinn
Da kann ich nur zustimmen. Dazu kommt, dass James Suckling wohl der groesste Blender im Weinbewertungszirkus ist. Seine eigene Internetseite ist ein schreinender Beweis dafuer.
Haben Sie wieder einen Blog fuer Bordeaux? Leider hoeren wir nichts bis jetzt.
@ Heinrich
Für das nächste Mal empfehle ich den Artikel vor dem Kommentieren zu lesen. Ich attestiere dem Wein seine hohe Qualität nicht auf Basis der Mozartklänge.
@ Dealhunter, die 1.
Ja, ich teile die Meinung, dass James Suckling recht selbstüberzeugt ist. Jedoch muss man zugeben, dass seine Bewertungen von italienischen, insb. toskanischen Weinen in der Regel sehr treffend sind.
@ Dealhunter, die 2.
Ja, ich werde dazu wieder einen kleinen Artikel posten. Ich möchte aber die Bewertungen von Parker abwarten und dann eine Essenz der Bewertungen von Tanzer, Wine Spectator, Jancis Robinson und Co. herstellen.
Cheers
Der Weinlakai
Dann lesen sie mal ihre Headline !!
wenn auch kein Qualitätskriterium , allein die Tatsache ist so dekadent, dass
der Wein keine Empfehlung wert sein kann.
in diesem sinn
Jesus, hier scheinen ja wirklich nur arg humorlose und verbohrte Weintrinker zu kommentieren…
„allein die Tatsache so dekadent, dass der Wein keine Empfehlung wert sein kann“…
da kann man ja nur sich ja nur mit Grausen abwenden und einfach weiter den tollen Weinempfehlungen des Weinlakei folgen… =)
in diesem sinne… Prost!
@Heini Heinricht!
Hey Du Heini,
Was hältst Du davon das Du mal schreibst was Du magst. Dann hast Du was zu tun und nervst hier nicht durch Deine kindliche Art!